TORSTEN KÖRNER (Autor/Regisseur), BROADVIEW Pictures Produktion, Produzent: Leopold Hösch, Creative Producer: Peter Wolf, Ausstrahlung Amazon Prime, ZDF
Begründung der Jury
Bereits der Titel dieser Dokumentation macht neugierig. Zusammen mit den ersten Bildern und O-Tönen wird eine Spannung aufgebaut, die sich durch den gesamten Film zieht. Zunächst die Nahaufnahme weißen Stoffes, dann redet der Fußballer Jimmy Hartwig in die Kamera: „Für Deutschland, für Vaterland, für Kameradschaft. Alles Attitüden, die sagen die Rechten auch. Aber nein: Das ist Stolz, Stolz für die deutsche Nationalmannschaft spielen zu dürfen. Das ist das Größte für mich gewesen, was es gibt.“ Weiter geht es mit dem Close-up des weißen Stoffes und der schwarzgestickte Bundesadler des Fußball-Nationaltrikots wird sichtbar.
„Schwarze Adler“ ist eine Nahsicht, keine Draufsicht. Torsten Körners Dokumentation überrascht, entlarvt, deckt auf, ist manchmal auch amüsant, meist berührend, immer aber augenöffnend für das Thema „Rassismus im deutschen Fußball.“
Ein Mitglied der Jury hat Erwin Kostedde live im Stadion gesehen, ein anderes als Junge ein Autogramm von Jimmy Hartwig ergattert. Die Fußballfans in der Jury sind sofort elektrisiert von dieser Dokumentation. Aber auch die, die wenig mit Fußball anfangen können, sind fasziniert. Denn weil es der Deutschen liebster Sport ist, hält sie durch den Fußball der ganzen Gesellschaft den Spiegel vor. Fußball war hierzulande fast der einzige Ort, an dem People of Colour Karriere machen konnten und bewundert wurden, so sie siegen halfen. „Schwarze Adler“ erzählt die Geschichten der Nationalspielerinnen und -spieler unter ihnen. Der Film lebt von ihren bewegenden Erzählungen aus 60 Jahren Fußball in Deutschland: Erwin Kostedde, Jimmy Hartwig, Steffi Jones, Shary Reeves und der aktuelle U21-Nationalspieler Jordan Torunarigha.
Körner erzählt, wie diese „schwarzen Adler“ aufgewachsen sind, gegen welche Widerstände sie zu Helden wurden und wie für sie Fußball teils Segen, teils Fluch war. „Schwarze Adler“ zeigt Interviews aus deutschen Fernseharchiven, die von Fremdenhass und Rassismus triefen und einen beim Zuschauen geschockt und beschämt zurücklassen. Die Umstände haben sich inzwischen verbessert, aber längst ist noch nicht alles gut. Für diese formal und inhaltlich sehr beeindruckende Dokumentation zeichnet die Jury den Autor und Regisseur Torsten Körner aus.
Zum Interview mit Preisträger Torsten Körner und Nils Husmann, chrismon