Mit dem Robert Geisendörfer Preis, dem evangelischen Medienpreis, wurden im Jahr 2022 insgesamt acht Produktionen ausgezeichnet und der Sonderpreis der Jury vergeben. Die feierliche Preisverleihung fand am 20. September 2022 beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) in Leipzig statt.
Durch den Abend führte Ulrike Greim, Rundfunkbeauftragte der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.
Die Jury „Allgemeine Programme“ des Robert Geisendörfer Preises unter Leitung des Vorsitzenden, Kirchenpräsident Dr. Dr. h. c. Volker Jung, zeichnete folgende Produktionen aus:
Hörfunk
„Anton und Pepe“
Den Preis erhalten Axel Ranisch (Autor/Regisseur) und Paul Zacher (Autor).
NDR 2021, Redaktion: Kultur, Kunst und Kulturjournalismus. Verantwortlicher Redakteur: Michael Becker.
Begründung der Jury: Wir gehen mit Anton und Pepe queer durch das Dickicht ihres alltäglichen Liebes- und Leidensleben und merken bei all der humorigen Leichtigkeit des Erzählens erst spät, wie viel wir gelernt haben. Über den ganz normalen Alltag einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft, über nach wie vor bestehende Vorurteile, über Höhen und Tiefen des Familienlebens in Deutschland und – nicht zuletzt – über die (Nächsten-)Liebe als das entscheidende, verbindende Band gelingender Beziehungen zwischen uns Menschen.
„Briefe aus der Hölle“
Den Preis erhält Andreas Weiser (Regisseur).
HR 2021, Redaktion: hr2-kultur. Verantwortliche Redakteurin: Cordula Huth.
Begründung der Jury: Es sind die Berichte von Augenzeugen, die nicht überleben dürfen. Die
Männer des Sonderkommandos Auschwitz haben die schrecklichste Aufgabe: ihre eigenen Leute in die Gaskammern zu führen. Ihre „Briefe aus der Hölle“ sind später gefunden und von Pavel Polian veröffentlicht worden. Andreas Weiser hat mit seiner Radiokunst daraus ein akustisches Mahnmal geschaffen.
Fernsehen
„Der Fall el-Masri“
Den Preis erhält Stefan Eberlein (Autor/Regisseur).
ARTE/ZDF 2021, Verantwortliche Redakteurin: Miriam Carbe (ZDF). Produktionsfirma: Leykauf Film.
Begründung der Jury: Mit großer Beharrlichkeit und langem Atem leuchtet Stefan Eberlein den viel diskutierten „Fall el-Masri“ neu aus und wirft Licht auf die Verdunkelungen, die die Staatsorgane und verantwortliche Politiker meinen, sich leisten zu können. Mit seiner akribischen und aufwendigen Recherchearbeit gibt er el-Masri einen Teil seiner Würde zurück und lässt ihm so Gerechtigkeit widerfahren.
„Schwarze Adler“
Den Preis erhält Torsten Körner (Autor/Regisseur).
Broadview Pictures 2018, Produzent: Leopold Hoesch. Creative Producer: Peter Wolf. Ausstrahlung: Amazon Prime, ZDF.
Begründung der Jury: Der Dokumentarfilm thematisiert auf eindrucksvolle Weise das Thema Rassismus im deutschen Spitzenfußball. Erzählungen von Fußballerinnen und Fußballern der vergangenen 60 Jahre werden kunstvoll mit Archivmaterial verbunden. So entstand ein berührender, teils amüsanter, aber allem voran augenöffnender Film.
Online
Podcastformat „Noise“
Den Preis erhalten Khesrau Behroz (Autor/Regisseur/Produzent) und Patrick Stegemann (Autor/Regisseur/Produzent).
Begründung der Jury: Der höchst unterhaltsame Podcast „Noise“ betreibt journalistische Aufklärungsarbeit im besten Sinn. Er glänzt nicht nur durch besonders sorgfältige Recherche, sondern auch durch stets nachvollziehbare Präsentation der Ergebnisse und spannendes Storytelling zum Mitdenken, das Analyse und Zusammenhänge beeindruckend hörbar macht. Mit „Noise“ erforschen Khesrau Behroz und Patrick Stegemann die unhörbaren Stimmen hinter dem lauten Geschrei, machen sie zugänglich sowie differenziert nachvollziehbar und setzen einen Meilenstein beim Medium Podcast.
Social-Media-Format „Arte FAQ“
Den Preis erhalten Friederike Schiller (Produzentin), Manuel Tanner (Redakteur rbb) und Patrick Wagner (Autor). rbb/Arte, Produktionsfirma: Drive beta.
Begründung der Jury: „Arte FAQ“ findet auf Snapchat und Instagram statt und beantwortet einmal pro Woche „die Fragen, die der Generation Z unter den Nägeln brennen“. Die Jury zeichnet die Leistung und den Innovationsgeist eines Formates aus, das sich andauernd weiterentwickelt und neuen Plattformen und Umfeldern anpasst, aber dabei das Ziel, junge Menschen zu informieren und den gesellschaftlichen Diskurs zu stärken, nie aus den Augen verliert.
Kindermedien
Die Jury „Kindermedien" des Robert Geisendörfer Preises verleiht unter Leitung des Vorsitzenden, Udo Hahn, ihre Preise an folgende Produktionen:
„Wenn nicht ihr, dann wir!“
Den Preis erhält Irja von Bernstorff (Autorin, Regisseurin).
SWR 2021, Redaktion: Fiktion und Familie. Koproduktion: Radio Bremen. Verantwortliche Redakteurinnen: Claudia Schwab (SWR) und Michaela Herold (RB).
Begründung der Jury: Mit den vier Porträts der Reihe „Wenn nicht ihr, dann wir!“ hat Irja von Bernstorff einen ausgezeichneten Weg gefunden, die negativen Folgen der Globalisierung zu veranschaulichen, ohne das verbreitete Gefühl von Machtlosigkeit zu verstärken.
Webserie „Echt“
Den Preis erhalten Christine Hartmann (Produzentin) und Riccarda Schemann (Headautorin).
ZDF 2021, Redaktion: Kinder und Jugend, Fiktion. Verantwortliche für die Redaktion: Thomas Burkart, Carmen Daut, Franziska Guderian und Jens Ripke. Produzent: Lasse Scharpen. Produktionsfirma: Studio Zentral.
Begründung der Jury: Mit der ersten deutschen Webserie für Kinder ist dem ZDF eine echte Innovation im hiesigen Kinderfernsehen gelungen. Die Serie trifft die Interessen und das Lebensgefühl der Zielgruppe zwischen neun und zwölf Jahren nahezu perfekt. „Echt“ trägt nicht nur zur gegenseitigen Achtung der Geschlechter, sondern auch zum guten Miteinander bei.
Sonderpreis der Jury 2022
Den Sonderpreis der Jury des Robert Geisendörfer Preises 2022 erhält die Fernsehjournalistin Katrin Eigendorf. Die Jury würdigt damit Katrin Eigendorfs jahrzehntelanges journalistisches Engagement in Krisen- und Kriegsgebieten. Mit ihren Berichten, Reportagen und Einordnungen prägt sie die Auslandsberichterstattung im deutschen Fernsehen in beispielgebender Weise.
Begründung der Jury: „Mit professioneller Sachlichkeit und zugleich empathisch berichtet Katrin Eigendorf seit Jahrzehnten aus Krisen- und Kriegsgebieten. Als Auslandskorrespondentin der ARD, später für RTL, seit 1999 als internationale Reporterin für das ZDF und ARTE, ordnet sie – oftmals selbst der Gefahr ausgesetzt – Konflikte ein und vermittelt sensibel reflektiert Hintergrundinformationen. Katrin Eigendorf hat über den Krieg gegen Tschetschenien, die Konflikte im Kaukasus und Georgien, in Israel und Ägypten und in der Türkei berichtet, nach Ursachen und Interessen gefragt und vor allem den Opfern eine Stimme gegeben. Sie spricht mit den Taliban, fragt nach den Rechten der Frauen, als Afghanistan schon nicht mehr im Mittelpunkt der internationalen Berichterstattung steht, trifft Flüchtlinge in Syrien und filmt im Irak. Seit Februar 2022 erlebt sie den Krieg gegen die Ukraine hautnah mit und berichtet darüber in kurzen Schalten ebenso wie in ausführlichen Gesprächen. Unaufgeregt, nicht selbstdarstellerisch, mit präziser Kenntnis und journalistischer Urteilssicherheit vermittelt sie komplexe Sachverhalte.“
An dem Wettbewerb beteiligen sich jährlich öffentlich-rechtliche und private Rundfunkveranstalter sowie Verantwortliche und Kreative von Onlineformaten. Ausgezeichnet werden Hörfunk-, Fernseh- und Onlineformate aus allen Programmsparten, die das persönliche und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken, zum guten Miteinander von Einzelnen, Gruppen, Völkern und zur gegenseitigen Achtung der Geschlechter beitragen. Die Preise sind jeweils mit 5.000 Euro dotiert, der Sonderpreis ist undotiert.