Stefan Eberlein (Autor/Regisseur), ARTE/Zweites Deutsches Fernsehen, verantwortliche Redakteurin Miriam Carbe (ZDF), Froduktionsfirma: LeykaufFilm
Begründung der Jury
Ein deutscher Staatsbürger wird in Mazedonien entführt. Gekidnappt vom US-Geheimdienst, nach Afghanistan verschleppt, dort in einem Geheimgefängnis gefoltert. Nach fünf Monaten in einem Wald in Albanien freigelassen. Die CIA hatte erkannt, es war eine Verwechslung. Die deutsche und die US-Regierung hüllen sich in Schweigen.
Es ist eine unglaubliche Geschichte, doch sie ist wahr. Es ist die Geschichte des im Dezember 2003 entführten Khaled el-Masri, eines aus dem Libanon stammenden deutschen Staatsbürgers. Und es ist die ungeheure Geschichte des Entgleisens des Rechtsstaats, der meint, den Terrorismus mit Mitteln des Terrors bekämpfen zu können, und dabei seine Bürger und sich selbst verrät.
Mit großer Beharrlichkeit und langem Atem leuchtet Stefan Eberlein den viel diskutierten „Fall el-Masri“ neu aus und wirft Licht auf die Verdunkelungen, die die Staatsorgane und verantwortliche Politiker meinen, sich leisten zu können. Mit großer Ruhe gibt er Khaled el-Masri Zeit und Raum zu berichten, was er erfahren und erlitten hat. Die Kamera bleibt auf seinem Gesicht, wenn die Stimme versagt, und dann auf dem leeren Stuhl, wenn die Bilder der Erinnerungen ihn überwältigen. Es ist nicht nur Khaled el-Masri, der Opfer gesetzeswidriger staatlicher Handlungen und geopolitischer Machtinteressen wurde, es betraf seine gesamte Familie.
Mit seiner akribischen und aufwendigen Recherchearbeit, den hartnäckigen Versuchen, Antworten anstelle bloßer Verlautbarungen zu erhalten, den respektvollen Versuchen, zu verstehen, welche Wunden das kriminelle Handeln der USA und das Wegducken des deutschen Staates geschlagen haben, gibt Stefan Eberlein Khaled el-Masri ein Stück seiner Würde zurück und lässt damit dem Opfer staatlicher Willkür Gerechtigkeit widerfahren. Stefan Eberleins Dokumentarfilm ist eine beklemmende Mahnung – an uns alle.