Robert Geisendörfer (1910 bis 1976) gilt als der Mentor kirchlicher Publizistik im Nachkriegsdeutschland. Sein Name steht für ein profiliertes evangelisches Engagement im Bereich der Medien in der Bundesrepublik. Der bayerische Pfarrer und Kirchenrat vermochte frühzeitig der Evangelischen Kirche in ihrer Gesamtheit zu vermitteln, welche ausschlaggebende Rolle vor allem der Hörfunk und das Fernsehen in den neuen Möglichkeiten der Kommunikation spielen würden.
Robert Geisendörfer gründete unter anderem das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) und war lange Jahre Fernsehbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). In dieser Funktion und als Direktor des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik in Frankfurt war er maßgeblich daran beteiligt, ein inhaltliches und organisatorisches Gesamtkonzept für die künftige Präsenz der Evangelischen Kirche in Hörfunk und Fernsehen zu entwickeln und durchzusetzen. Geprägt von seiner Überzeugung, dass kirchliche Medienpolitik der notwendige Gegenentwurf sein müsse „zu einer Praxis, in der Eigeninteressen vor Gemeinwohl gehen“, hat er einen bedeutenden Teil deutscher Mediengeschichte mitgestaltet.
Geisendörfer sprach gern von einer ihrem Wesen nach öffentlichen christlichen Botschaft. Die Nähe zwischen dieser Öffentlichkeit der Kirche und derjenigen der Medien empfand er stets als eine außerordentliche Herausforderung. Die Publizistik selbst verstand er als eine wichtige, die gesamte Gesellschaft verpflichtende Aufgabe. Daher wollte er die von den Kirchen erwarteten und auch selber geleisteten Beiträge in Hörfunk und Fernsehen als einen festen Bestand im Gesamtprogramm verankert und respektiert sehen. Die Beziehung zwischen Kirche und Rundfunk sollte dementsprechend in einer stabilen und kreativen Partnerschaft gründen.
Sein freundlich störrisches Naturell zusammen mit diplomatischem Geschick befähigten Geisendörfer dazu, unvermeidliche Konfliktzonen zwischen Kirchenoberen hier und Publizisten dort gelassen zu durchqueren. Er schätzte die kontroverse Debatte über Inhalte im Programm. Auch über solche Themen, die seine eigene protestantische Kirche betrafen.
„Was evangelische Publizistik kann: Fürsprache üben, Barmherzigkeit vermitteln und Stimme leihen für die Spachlosen.“ Dieses Credo Geisendörfers hat auch heute nichts an seiner Aktualität eingebüßt.
Der Robert Geisendörfer Preis bewahrt ein Stück des Lebenswerkes von Robert Geisendörfer.
Im Alter von 65 Jahren starb er am 26. Februar 1976.
Literaturhinweise
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Otmar Schulz, Engagement ohne Eigennutz. Robert Geisendörfer - Ein Leben für die Publizistik, GEP Verlag: Frankfurt am Main 2000; 144 Seiten zahlreiche Abbildungen; ISBN: 3-932194-42-x
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Otmar Schulz, Freiheit und Anwaltschaft. Der evangelische Publizist Robert Geisendörfer. Leben, Werk und Wirkungen, (Studien zur Christlichen Publizistik Bd. VIII), Erlangen 2002, Christliche Publizistik Verlag
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Ingeborg Geisendörfer (Hrsg.), Robert Geisendörfer. Für die Freiheit der Publizistik, Kreuz Verlag: Stuttgart 1978; 197 Seiten; ISBN: 3-7831-0540-4<
Robert Geisendörfer – Ein Leben für die Publizistik
Abneigung gegen Abhängigkeiten – Erinnerungen an Robert Geisendörfer