Der Sonderpreis der Jury 2011 geht an Joachim Kosack, Co-Geschäftsführer von SAT.1
Begründung der Jury
„Genre plus X“ ist die Formel, nach der Joachim Kosack seit 2007 die Fernsehfilme von SAT.1 entwickeln lässt. Dass diese Unbekannte auch im gewinn- und damit unterhaltungsorientierten Privatfernsehen nicht allein mit populärem Eskapismus gefüllt werden muss, sondern durchaus auch moralische, gesellschaftliche und spirituelle Haltungsfragen beinhalten kann, beweist Kosack seitdem immer wieder all jenen, die einen solchen Anspruch gerne den öffentlich-rechtlichen Sendern überlassen wollen. So war der SAT.1-Katastrophenfilm „Restrisiko“ im Januar 2011 nicht nur spannendes Entertainment, sondern auch ein klares Statement gegen die Kernkraft. So funktionierte 2009 das TV-Movie „Barfuß bis zum Hals“ nicht nur als lustige Familienkomödie, sondern ließ sich auch als Standortbestimmung zwanzig Jahre nach der Wende verstehen. So ist „Danni Lowinski“ nicht allein eine unterhaltsame Anwaltsserie, sondern auch ein fortgesetztes Nachdenken über gesellschaftliche Chancengleichheit. Und so leistete sich die Krankenhausserie „Dr. Molly & Karl“ 2008 nicht nur die exzentrische Hirnforscherin, sondern auch den eloquenten Krankenhauspfarrer, der schon mal in der Raucherpause mit der Klinischen Psychologin ausführlich über den Sinn des Lebens debattiert.
Joachim Kosack, Missionarssohn und Theaterregisseur, bekennt sich bei den Programmentwicklungen genauso selbstverständlich zum populären Fernsehen wie zur Frohen Botschaft – beides kommt ohne Adressaten nicht aus, braucht also zunächst einmal Publikum. Quote war und ist für Kosack deshalb kein Gegensatz, sondern die Voraussetzung für die Vermittlung von relevanten Themen, Werten und Haltungen. Weil das „X“ in Kosacks Erfolgsformel nicht nur ein schlichtes U sein will, zeichnet die Jury des „Robert Geisendörfer Preises“ den herausragenden Programmgestalter, Fictionchef und Co-Geschäftsführer von SAT.1 mit dem diesjährigen Sonderpreis aus. Sie versteht ihre Entscheidung als Ermutigung, dem eingeschlagenen Weg treu zu bleiben.