Pfarrer Bernd Merz, Rundfunkbeauftragter des Rates der EKD und der Vereinigung Evangelischer Freikirchen VEF, Vorsitzender der Jury „Kinderprogramme“
Liebe Preisträger, sehr geehrte Damen und Herrn,
aller guten Dinge sind drei – diese Weisheit zeigt sich heute wieder. Denn heute verleihen wir den Kinderpreis des Robert Geisendörfer Preises zum dritten Mal, und es war ein guter Jahrgang. Aber wir werden bei dieser dritten Auszeichnung sicher nicht stehen bleiben, denn dieser Preis ist absolut notwendig.
Dafür stehen zwei Beobachtungen, die die Jury im vergangenen Jahr und bei der Sichtung der nominierten Beiträge gemacht hat: Die erste Beobachtung ist, dass das Niveau der vorliegenden Beiträge dieses Jahr sehr hoch war. Unserer Meinung nach ist das ein Zeichen dafür, dass es insgesamt zunehmend gutes Kinderprogramm im deutschen Fernsehen gibt, also ein Programm, das handwerklich gut gemacht ist, das unterhält und das gleichzeitig Wissen und Orientierung vermittelt. Dieser Trend muss unterstützt werden.
Denn die zweite Beobachtung ist die Diskrepanz, die es nach wie vor gibt zwischen vollmundigen Lippenbekenntnissen und der Realität. Kinderfernsehen ist ein Bereich, dem alle Sorgfalt und Verantwortung gelten muss, weil es hier um die Zukunft von uns allen geht. Diese Erkenntnis scheint sich herumzusprechen, wenn Sätze fallen wie „Kinder sind keine Kostenstelle.“ Aber wenn dieser Satz verbunden ist mit der Ankündigung einer Senderkette, man werde 2007 eine Themenwoche zum Thema „Kinder und Familie“ veranstalten, muss ich sagen: das ist, als ob man seiner Frau am Muttertag das Frühstück ans Bett bringt und den Rest des Jahres keinen Handschlag im Haushalt erledigt. Eine Woche von 52 ist einfach nicht genug, um der Verantwortung, die alle Programmmacher für Kinder haben, gerecht zu werden. Auch dafür ist der Kinderpreis des Robert Geisendörfer Preises da: Wir zeichnen hervorragende Sendungen aus, um das Zeichen zu setzen: davon kann es nie genug geben! Stattdessen muss es viel mehr gutes Kinderprogramm geben. Dazu bedarf es einer entsprechenden publizistischen Aufmerksamkeit. Selbst in evangelischen Printmedien wird die Erwähnung des Kinderpreises oder seiner Preisträger in der Berichterstattung über den Robert Geisendörfer Preis immer noch suboptimal praktiziert. Aber nur, wenn man den Kinderpreis als gleichberechtigt gegenüber den anderen Auszeichnungen ansieht, wird man seiner Bedeutung gerecht.
Die notwendige Wende im Kinderprogramm beginnt allerdings in den Sendern. Die Programmverantwortlichen müssen lernen, umzudenken. Kinderfilme scheitern immer noch zu häufig am Geld, und das halte ich für eine der größten Fehlentwicklungen der aktuellen Medienlandschaft. Um eine notwendige Qualität zu erzielen, muss eben auch Geld investiert werden, aber genau dieser Weg bringt auch die viel gelobte Quote. Lassen Sie mich an dieser Stelle noch sagen, dass die Jagd nach der Quote die Ausstrahlung von Kinderprogramm nicht beeinträchtigen darf und auch gar nicht muss. Die letzten Tage haben gezeigt, dass man auch auf einem 3. Platz der wahre Sieger sein kann. Auf diesen Sieger setze ich. Wir in der evangelischen Rundfunkarbeit werden jedenfalls weiterhin qualitativ hochwertige Kinderfilme fördern und entsprechend handeln. Der Kinderpreis ist dafür ein herausragendes Beispiel.
Diese Arbeit ist nur möglich dank der Wolfgang und Gerda Mann-Stiftung, bei der ich mich noch einmal ganz herzlich für ihre Unterstützung bedanken möchte, und dank der Jury-Mitglieder, die ihre Zeit und ihre Kompetenz investieren. Diese Mitglieder waren Magret Albers, Jörg-Holger Behrens, Tilmann P. Gangloff, Dr. Maja Götz, Udo Hahn, Dr. Karl-Heinz Käfer, Gerda Mann und Heike Mundzeck. Ihnen allen vielen Dank!