Autorin Maxi Obexer und Regisseur Martin Zylka WDR, Redaktion: Radiokunst-Hörspiel
Begründung der Jury
Lange bevor das Wort „Willkommenskultur“ in Deutschland populär wurde, hat sich die Autorin Maxi Obexer mit Menschen beschäftigt, die Flüchtlingen helfen, obwohl sie damit gegen die Gesetze ihres Landes verstoßen. Denn es ist illegal, Flüchtlinge, die in Deutschland von Abschiebung bedroht sind, zu verstecken oder ihnen gar beim Grenzübertritt zu helfen. In „Illegale Helfer“ werden solche Menschen vorgestellt. Sie kommen jedoch nicht selbst zu Wort, weil sie sich damit in Gefahr bringen könnten. Die Autorin hat für ihr Hörspiel mit dem Material ihrer Gespräche gearbeitet und manchmal mehrere Personen zu einer verdichtet.
Herausgekommen ist ein Stück, das grundsätzliche moralische Fragen aufwirft: „Was, wenn mein Staat nicht menschlich ist und wir aufhören, menschlich zu empfinden?“ Denn immer wieder verletzen europäische Staaten in den Anerkennungsverfahren für Flüchtlinge die Menschenrechte, und in Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es zahlreiche Menschen, die dem nicht mehr tatenlos zusehen wollen. Die Gesetze brechen, um menschlich zu handeln.
Maxi Obexer hat die Beispiele dieser Menschen, die meist im Geheimen für andere eintreten, zu einem klar strukturierten, nüchternen, viele Fragen aufwerfenden Hörspiel montiert: Sie appelliert nicht, sie fordert kein Mitleid, sondern sie fordert zum Nachdenken darüber heraus, was Mitmenschlichkeit ausmacht und welche Konsequenzen sie haben kann. „Spätestens in 50 Jahren wird es uns als Verbrechen gegen die Menschlichkeit ausgelegt werden, wie wir heute mit Asylsuchenden umgehen“, sagt einer ihrer Protagonisten.
Obexers Text, der kürzlich auch als Theaterstück in Potsdam aufgeführt wurde, provozierte die rechtspopulistische AfD derart, dass sie noch vor der Premiere eine Absetzung des Stücks forderte. Das zeigt einmal mehr, wie wichtig dieses Hörspiel ist. Gut, dass der WDR es inszeniert hat und damit den Diskurs über Gewissensentscheidungen ermöglicht und fördert.