Der Fernsehjournalist Peter Kloeppel erhält den Sonderpreis der Jury des Robert Geisendörfer Preises 2024 für sein jahrzehntelanges journalistisches Engagement als Chefmoderator der Nachrichtensendung „RTL aktuell“ und seine Verdienste als Gründungsdirektor der RTL-Journalistenschule.
Die Laudatio von Linda Zervakis wurde von Julia Westlake vorgetragen.
„Pannenfreie Sendungen sind was Feines, wie wir alle wissen, aber ein technischer Schnitzer und Verholperer macht Nachrichten noch nicht unseriöser, manchmal sogar etwas menschlicher.
Wenn wir erzählen wollen aus dem Leben eines Nachrichtenmannes, dann sehen wir ihn festgemauert am Studiotisch. Emotionen? Klagen? Stirnrunzeln? Fröhliches Gesicht, das ist nicht der Markenkern des Mannes (im Fernsehen), der gerade verkündet, dass die Erde schwankt und wieder mal vermeintlich Verrückte dabei sind, ihre wirren Fantasien als die Rettung der Menschlichkeit zu verkünden. Also, was tun?
Die Balance wahren zwischen Lehrer-Lämpel-Strenge und dem Sandmann, der einschläfert und damit in Sicherheit wiegt. Und dabei seine eigene Meinung Meinung sein lassen und objektiv in/auf die Welt blicken.
Geht das? Wirklich nüchtern auf die vermaledeiten Ereignisse zwischen Nord- und Südpol zu blicken (und den Blick frei geradeaus zu haben)? Und währenddessen nicht mindestens im Hinterhirn den Gedanken zu haben, manchmal laut aufschreien zu müssen.
Wahrscheinlich würde auch der Nachrichtenmann gerne in Sprachbildern schwelgen - immerhin ist die Sprache ja das Handwerk des Journalisten. Aber bei diesen nicht endenden Kaskaden von Katastrophen?
Peter Kloeppel ist ein ungewöhnlicher News-Mann. Einer, der das Wort „offenbar“ nicht mag, hinter dem sich viele in seiner Zunft so gerne verstecken. „Wenn wir etwas nicht wissen, dann sollten wir so ehrlich sein, und das auch zugeben“. Zugegeben, das ist ein leider nicht weit verbreitetes Credo in der News-Branche.
Der, der die Welt erklärt, sagt, dass er nicht alles erklären kann? Darf man das den Zuschauern zumuten, die doch den Nachrichten-Anker als ihren Anker betrachten? Ja, man darf und Peter Kloeppel hat das hervorragend getan. Er war nicht der Besserwisser, sondern der Erklärer und in vielen seiner Sendungen hatte er auch die gute Nachricht parat. Das Lächeln seiner Zuschauer hat er nicht gesehen, aber wir als Zuschauer sind dankbar, wenn in Nachrichtensendungen auch mal die Sonne scheint, und die nicht als Sinnbild für Klimawandel, Hitze und Dürre herhalten muss, sondern einfach nur für schönes Wetter und gute Laune.
Man muss Peter Kloeppel nicht bemitleiden um seinen Job. Aber die Welt ist unübersichtlicher geworden und die Menschen skeptischer. Es gibt sowohl im wahren, als auch im digitalen Leben zu viele Selbsternannte, die meinen, sie könnten der bessere Peter Kloeppel sein.
Wenn man über irgendjemanden sagen möchte, er sei die Inkarnation der Ruhe selbst, dann würde Peter Kloeppel wohl unter den Top-5 landen. Und es ist ja Ruhe, vor allem innere Ruhe nötig, um auch den Herausforderungen, die außerhalb der Sendezeiten warten, zu begegnen.
„Journalisten sind unabhängig“ hört sich zwar prima an und ist auch eines der Grundgebote des Jobs. Aber was macht man, wenn man evangelischer Pfarrer ist und Publizist dazu und wenn es darum geht, - berechtigterweise - die eigene Kirche zu kritisieren? Der Namensgeber des heutigen Preises hat dazu gesagt: Kirchliche Publizistik braucht Unabhängigkeit von kirchenamtlichen Weisungen, um von den säkularen Medien ernst genommen zu werden und ein loyalkritisches Gegenüber zur Kirche sein zu können.
Es sind die drei Fragezeichen: Wieso? Weshalb? Warum, die sich Peter Kloeppel sein journalistisches Leben lang gestellt und deren Antworten, so gut es eben geht, er seinen Zuschauerinnen und Zuschauern präsentiert hat, um sie schlauer zu machen, um ihnen Erkenntnis zu geben, damit sie selbst sich die bohrenden Fragen des Lebens besser erklären können.
Und Peter Kloeppel wollte, dass diejenigen, die ihm im Beruf folgen und überhaupt die ganze Branche sich nie mit dem zufrieden geben, was auf der Hand liegt und doch meistens nicht die ganze Wahrheit ist. Sind die angesichts der multimedialen Entwicklung noch gut genug ausgebildet? fragte er sich und wurde im Jahr 2000 Gründungsdirektor der RTL-Journalistenschule für TV und online-Medien. Sein Ziel waren junge Journalisten, die, so hat er es formuliert, „uns immer wieder den Spiegel vorhalten und sagen, ihr könnt es anders machen als in den letzten 20, 30 Jahren, wir haben neue Ideen“.
DEN Auftritt seines journalistischen Lebens hatte Peter Kloeppel ohne Zweifel am 11. September 2001. Wir haben einen kurzen Ausschnitt vorhin im Video gesehen. Nach den Terroranschlägen hat er siebeneinhalb Stunden durchmoderiert: So etwas wie ein journalistischer Ironman mit einer Weltumseglung hintendran. Dieser Tag, so verheerend er auch für den Frieden war, ist seitdem das Signature Dish von Peter Kloeppel. Wenn Fernsehzuschauer an 9-11 denken, dann haben sehr viele das Gesicht des RTL-Moderators vor Augen. Peter Kloeppel wird wohl demnächst mehr Zeit in den USA verbringen. „Dort kennen sie mich nur als Peter aus Deutschland, nicht als Fernsehmenschen“, hat er in einem Interview gesagt. Den Preis gibt es für den Fernseh- und den Normalo-Peter.
Und weil man ja nie so ganz geht, wird Peter Kloeppel bei den US-Wahlen in einem Monat wieder bei RTL im News-Studio sitzen und dem Team als Co-Moderator zur Seite stehen. Der Mann kann es nicht sein lassen. Irgendwie gut so.“