Dr. Christian Gramstadt (Buch und Regie) Radio Bremen/ARTE, Produktion: Friedrich Steinhardt, Caligari-Film
Begründung der Jury
Diese über einen langen Zeitraum hervorragend recherchierte Dokumentation ist spannend wie ein Wirtschaftskrimi. In bemerkenswerter Verdichtung enthüllt sie einen einzigartigen Kreislauf der Giftmüllerzeugung und -entsorgung, der sich quer über den europäischen Kontinent spannt. Im Zentrum der Investigation stehen Kalabrien und die Auswirkungen der Umweltvergiftung auf die dortige Gesellschaft und Politik.
Dass die ’Ndrangheta, die lokale Mafia, in das lukrative Geschäft mit hochtoxischer Abfallentsorgung in großem Stil verwickelt ist, ist zwar schon seit einigen Jahrzehnten bekannt, Untersuchungen wurden aber immer wieder behindert und eingestellt. Wir begleiten mit Christian Gramstadt seinen Protagonisten, einen Reiseführer und engagierten Journalisten, auf den Ermittlungsnachforschungen durch die Provinz und verfolgen die gefundenen Spuren europaumspannend über die lokalen Grenzen hinaus, ohne dass das Leid der vergifteten Menschen aus dem Blick geriete.
Es geht um verschwundene Schiffe, unauffindbare Fässer, verdorrende Olivenhaine und sprunghaft angestiegene Krebsraten in manchen süditalienischen Orten – und ihre höchst wahrscheinlichen Ursachen. Aus einer gewissen Bildernot – wo findet sich der letzte wasserdichte Beweis für das kriminelle Netzwerk? – macht „Das Gift der Mafia“ eine filmästhetische Tugend.
Der Film konfrontiert seine Erkenntnisse und Evidenzen mit Landschaftspanoramen von eindrücklicher Schönheit. So entwickelt Gramstadt einen wahrhaftigen Indiziensog, der die Gleichzeitigkeit von institutionell organisierter Kriminalität und Bedrohung der Natur durch die Umweltverbrechen nachdrücklich vermittelt. Bewahrung der Schöpfung, so ist hier zu sehen, geschieht nicht zuletzt auch durch die Aufdeckung und Bekämpfung organisierten Verbrechens.