Redakteur Andreas M. Reinhard (stellvertretend für das Team). BR 2003 (Redaktion: Kinderprogramm)
Begründung der Jury
Willi ist ein großes Kind; deshalb haben die Kinder ihn auch in ihr Herz geschlossen. Willi stellt all die Fragen, die sie auch selbst stellen würden. Meist ist das ganz harmlos: Willi lässt sich verhaften, um sich in aller Ruhe bei der Polizei umschauen zu können, oder treibt sich auf einem Bauernhof herum. Manchmal aber macht Willi ernst. Dann ist’s vorbei mit dem Schabernack, weil selbst Willi keine Späße über den Tod macht.
Was aber ist mit Menschen, die mitten unter uns leben und doch an Rand der Gesellschaft gedrängt werden? Menschen, die Kinder vielleicht tagtäglich wahrnehmen, über die sie aber nichts wissen? Wie ist es, wenn man behindert ist? Wie ist es, wenn man kein Heim und keine Arbeit mehr hat und deshalb auf der Straße leben muss? Mit großem Ernst, aber auch mit gewohnter Neugier hat sich Willi diesen beiden Randgruppen genähert. Die Vorurteile und Klischees, die viele von uns (und daher auch Kinder) im Kopf haben, hat er auch nicht ausgelassen. Und so lernt man, dass nicht jeder Obdachloser automatisch auch ein versoffener Penner ist und nicht jeder Behinderter ein „Spasti“, der ohne fremde Unterstützung völlig hilflos ist.
Natürlich haben auch andere Sendungen für Kinder schon versucht, diese Themen kindgerecht aufzubereiten. Die Redaktion von „Willi wills wissen“ hat das Kinderfernsehen nicht neu erfunden. Aber hier tummelt sich eben Willi Weitzel, der in diesem Genre, in dem es an kauzigen, witzigen, originellen oder auch reichlich bemüht wirkenden Moderatoren wahrlich nicht mangelt, eine Ausnahmestellung einnimmt. Es gelingt Willi Weitzel immer wieder vortrefflich, die Perspektive der Kinder zu repräsentieren, ohne tümeln zu müssen. Dass er trotzdem, beispielsweise mit den Behinderten nicht gewohnt unbefangen umgehen kann, schmälert sein Verdienst überhaupt nicht, denn so würde es uns allen ergehen. Bei den Obdachlosen hat Weitzel sichtlich weniger Berührungsängste.
Eine weitere Stärke der Reihe ist die unausgesprochene Maxime „mittendrin statt nur dabei“. Um zu veranschaulichen, wie es sich als Behinderter lebt, setzt sich Willi eine dunkle Brille auf und zieht sich Boxhandschuhe an; prompt ist der Alltag kaum noch zu bewältigen. Mit den Obdachlosen teilt er eine Nacht lang das Lager und wird auch noch von Gewalttätern verprügelt. Willi Weitzel hat sich seiner Sendung eben mit Leib und Seele verschrieben.