Ernst Elitz, Intendant DeutschlandRadio
Die Aufrechten
Ich möchte meine Begrüßung mit einem Dank beginnen. Und zwar gilt mein Dankeschön der Evangelischen Kirche, die mit dem Robert Geisendörfer Preis durch alle Irrungen und Wirrungen der Medienpolitik immer eine klare Ansage gemacht hat und sie auch heute macht: Eine klare Ansage für Medienqualität.
Und das ist nötig, denn die Berufsbezeichnung Journalist ist nicht gesetzlich geschützt. Jeder kann sie ungestraft auf seine Visitenkarte drucken. Die Hürden zum Erwerb eines Presseausweises sind mit einem mittleren Intelligenzquotienten und etwas Frechheit leicht zu überwinden, und der entsprechende Presserabatt für den Erwerb von Autos, Kühlschränken oder Hotelübernachtungen wird gewährt. Das alles nützt unserer Branche nicht.
Schwerer aber wiegt das gesellschaftliche Missverständnis, das von einer Identität zwischen Medien und Journalismus ausgeht. Aber das ist Vergangenheit, denn in den Medien tummeln sich heute viele – Schlüssellochreporter, Witwenschüttler, Schleichwerber, Antiaufklärer, Vorurteilsverstärker und Ehrverletzer, Schubiacks aller Art.
Die wackeren Aufklärer, die für die Schwachen, die Vergessenen, die Übersehenen eintreten, sind in der Masse des medialen Gewerbes nur noch ein kleines Fähnlein der Aufrechten, die es wirklich nicht verdienen, dass der Journalistenberuf bei den alljährlichen Allensbacher Berufsimagestudien kontinuierlich auf einem der hintersten Plätze landet – dort wo die anderen Aussätzigen dieser Gesellschaft wie Politiker und Gewerkschaftsfunktionäre in Quarantäne gehalten werden. Der Geisendörfer Preis stellt diese Aufrechten, die sich an den Prinzipien eines klassischen aufklärerischen und mitfühlenden Journalismus orientieren, in den Mittelpunkt. Er zeichnet sie und ihre Arbeiten aus und er präsentiert sie als Vorbilder. Und dafür möchte ich Ihnen einen von Herzen kommendes Dankeschön sagen.
Ich freue mich, dass der nationale Hörfunk Deutschlandradio, der sich mit seinen beiden Programmen – dem Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur – dem klassischen Auftrag des Journalismus – Information und Kultur – verpflichtet fühlt, diesmal Gastgeber des Robert Geisendörfer Preises sein darf. Nicht im eigenen Funkhaus. Das ist zu klein und zu bescheiden, aber hier im Zollernhof des ZDF, das auch unser Hauptstadtstudio beherbergt. Das ZDF ist auch einer der Träger des Deutschlandradios. Den Kolleginnen und Kollegen des ZDF, die uns bei der Ausgestaltung dieser Feierstunde geholfen haben, sage ich auch ein großes Dankeschön.
Ich heiße Sie, meine Damen und Herren also herzlich willkommen. Und hoffe, dass von dieser Veranstaltung ein Signal ausgeht – ein Signal, dass Medien mehr sind als Werbeträger, als Unterhaltungsbetriebe und Renditemaschinen, sondern dass die Medien wie Robert Geisendörfer es wollte „durch Information, durch Meinungsäußerung, durch Orientierung, durch Kritik an der menschlichen Freiheit“ arbeiten. Zu dieser Arbeit heiße ich Sie alle herzlich willkommen.