Autorin und Chefkorrespondentin Antonia Rados. RTL 2005 (Chefredaktion)
Begründung der Jury
„Anderswo ist die Hochzeit der schönste Tag im Leben einer Frau. Hier nicht.“ Mit diesen Sätzen eröffnet und schließt Antonia Rados ihre Reportage über die vielen zwangsverheirateten Frauen in Afghanistan, die sich aus Verzweiflung über ihre ausweglose Lage selbst verbrennen. Mit einem einzigen Fallbeispiel gelingt es der Auslandskorrespondentin, das große Ausmaß der menschlichen Katastrophe aufzuzeigen: Gololai ist zwanzig Jahre alt und zum zweiten Mal schwanger. Von ihrem Bruder wurde sie für 3.000 Dollar an ihren Cousin verkauft, der sie wie eine Leibeigene behandelte.
Einen Tag nach Gololais Verzweiflungstat beginnt Rados mit den Recherchen zu ihrem Film. Ingesamt zehn Tage wacht sie gemeinsam mit ihrer Kamerafrau Antonia Francis am Krankenbett der jungen Frau. Sie sucht die Eltern und Schwiegereltern auf, ist beim polizeilichen Verhör des Ehemanns dabei und spricht mit dem behandelnden Arzt, während die Angehörigen noch an Gololais Sterbebett darüber streiten, wer die Schuld - und die Kosten! – am Unglück der jungen Frau übernehmen muss.
Die Tragödie, die Antonia Rados mit ruhigen Szenen und klaren Worten schildert, reicht weit über Gololais Tod hinaus. „Mir schien es zu einem gewissen Zeitpunkt der Dreharbeiten“, so die Reporterin. „dass die Traditionen, die man ohne weiteres als brutal bezeichnen kann, so fest sind, dass jeder Einzelne ein Gefangener ist. Frauen und Männer.“ Trotzdem ist „Feuertod“ keine fatalistische Momentaufnahme. Denn Rados zeigt auch, wie wichtig es ist, Öffentlichkeit herzustellen. Wo die internationalen Kameras hinsehen, wird von den afghanischen Behörden gründlicher ermittelt und von den Richtern strenger geurteilt. So lässt Rados mit ihrer Reportage auch ganz konkret ein Stück Gerechtigkeit entstehen.