Landesbischof Dr. Johannes Friedrich
Grußwort
Heute wird zum 25. Mal der Robert Geisendörfer Preis verliehen. Es ist ja nicht irgendein Medienpreis der Evangelischen Kirche, sondern der Medienpreis der Evangelischen Kirche. Und der 1976 verstorbene Namensgeber Robert Geisendörfer ist ja auch nicht irgendein Medienschaffender oder irgendein Publizist in der evangelischen Kirche, sondern der Medienschaffende und der Publizist in der evangelischen Kirche in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Wie viele andere Menschen bin auch ich sehr froh, dass es diesen renommierten Geisendörfer-Preis gibt und dass damit alljährlich herausragende Hörfunk- und Fernsehproduktionen ausgezeichnet werden. Und natürlich freuen wir uns als bayerische Landeskirche, dass die Preis-Verleihung jedes zweite Jahr hier in Bayern erfolgt. Es ist ja schon eine gute Tradition, dass wir dabei in den Räumen des Bayerischen Rundfunks zu Gast sein dürfen. Dafür möchte ich dem Bayerischen Rundfunk – namentlich dem Intendanten Dr. Thomas Gruber und Fernsehdirektor Professor Dr. Gerhard Fuchs – an dieser Stelle ausdrücklich herzlich danken.
Ich finde es, ganz nebenbei bemerkt, der Person und dem Wirken Robert Geisendörfers sehr angemessen, dass immer wieder mal an die Verknüpfung von Robert Geisendörfer mit Bayern und der bayerischen Landeskirche erinnert wird. Schließlich war Geisendörfer ja nicht nur – wie hier alle im Raum sicherlich wissen – der Gründungsdirektor des Gemeinschaftswerkes der Evangelischen Publizistik und Fernsehbeauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Sondern Robert Geisendörfer war auch bayerischer Pfarrer und Direktor des Evangelischen Presseverbandes für Bayern.
Die bayerische Landeskirche fühlt sich nach wie vor dem Auftrag und dem publizistischen Erbe Robert Geisendörfers verpflichtet. Diese findet ihren Ausdruck nicht nur in der Mit-Trägerschaft des Geisendörfer-Preises durch die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern, sondern auch in ihrer publizistischen Grundorientierung. Bekannte programmatische Positionen Geisendörfers wie „Freiheit der Publizistik“ und „den Sprachlosen ihre Stimme leihen“ sind keine überholten Schlagworte, sondern in der gegenwärtigen Mediengesellschaft aktueller denn je. Das zeigt sich auch in unseren bayerischen „Publizistischen Grundlinien 2008“, wo es heißt: „Die ELKB ist als lutherische Kirche gleichermaßen der Freiheit eines Christenmenschen und der Freiheit der Publizistik verpflichtet; sie arbeitet auf der Grundlage einer journalistischen Ethik, die die Menschenwürde achtet und fördert, und sie leiht ihre Stimme den Sprachlosen.“ (aus: Publizistische Grundlinien 2008 der ELKB, Seite 4)
Wenn wir heute nun zum 25. Mal den Robert Geisendörfer Preis verleihen, so sei schließlich die Frage erlaubt, was denn der Namenspatron dieses Preises – also Robert Geisendörfer selbst – gesagt hätte, wenn er heute am 17. September 2008 der Verleihung beiwohnen würde. Ich glaube, er hätte auf dreierlei Weise reagiert: Zum ersten hätte er in seiner unnachahmlichen Art seine Zunge in seine linke Backe gesteckt, hätte nachdenklich und ein bisschen ungläubig seinen Blick halb in die Ferne, halb in Richtung Boden gerichtet und hätte sich still gefreut. Gesagt hätte er erst einmal gar nichts – schon gar nicht irgendwelche Floskeln wie „Oh, welche Freude“ oder auch nicht „Nein, das hätte ich ja wirklich nicht gedacht, dass ich einem solchen Ereignis beiwohnen darf“.
Zum zweiten hätten sich seine hellwachen Augen an die Jubiläumszahl 25 geheftet und dann gedanklich blitzschnell eine Brücke geschlagen zu dem Jahr 1983 als dem Gründungsjahr des Geisendörfer-Preises. Und Sekunden später hätte er dann verwundert, rau und herzlich zugleich die Organisatoren gefragt, ob sie sich nicht verrechnet hätten und ob es heute im Jahr 2008 nicht schon der 26. Geisendörfer-Preis sein müsste – schließlich wird ja dieser Preis jedes Jahr verliehen.
Und zum dritten hätte er sich vermutlich alle Gratulanten und Ehr-Erbieter seiner publizistischen Leistungen und seiner Bedeutung als hochwürdiger Namensgeber des evangelischen Medienpreises vom Leib gehalten. „Mein lieber Freund“, hätte er vielleicht gesagt, „wissen Sie, was der 17. September 2008 für mich persönlich wirklich bedeutet? - Es ist exakt mein 68. Hochzeitstag! Am 17. September 1940 hat uns nämlich mein Schwiegervater kirchlich getraut.“
Verehrte Gäste, ich freue mich auf die nun folgende Preisverleihung, auf viele ausgezeichnete Produktionen und auf anregende Gespräche während des Empfangs. Vielen Dank!