Autor und Regisseur Benedikt Fischer. HR 2007 (Redaktion: Politik und Gesellschaft – Horizonte)
Begründung der Jury
In sechs Minuten setzt sich der Autor Benedikt Fischer mit der Frage auseinander, ob und wie seine Eltern für ihn Vorbilder sind, auch wenn sie sich nicht mehr helfen können. Fahrlässig kurz für so ein Thema, könnte man meinen: Das Leben der Eltern und was sie dem Sohn bedeutet haben, in zweimal drei Minuten erzählt. Der Beitrag war der Aufmacher in der Horizonte-Sendung „Vorbilder“ , dem HR- Magazin, das sich am Samstag zwischen 16.30 und 17.00 Uhr um das Thema „Religion und Gesellschaft“ dreht.
Der kleine Beitrag ist eine Montage aus aktuellen Bildern zweier unterschiedlich behinderter alter Menschen: Die Mutter sitzt im Rollstuhl und kann sich kaum bewegen, während ihr Geist wach arbeitet, der Vater leidet an der Alzheimer’schen Krankheit, es fällt ihm schwer, sich zu orientieren.
Benedikt Fischer schneidet sehr konventionell Fotos aus dem früheren Leben gegen aktuelle Aufnahmen und lässt – die Eltern in Stichworten und Nahaufnahme porträtierend – die Zuschauer erfahren, dass beide gerade die Fähigkeiten verloren haben, die früher ihre Stärken waren. Die Bewegungen der immer tätigen Mutter erlahmen, sie ist gezwungen, andere Dimensionen des Lebens zu erfahren. Der hoch differenzierte, intellektuelle und emotional eher verhaltene Vater kann nur noch in seinen Emotionen kommunizieren. Beide müssen im Alter neue Bewältigungsmechanismen finden.
Am Ende dieser wenigen Minuten bleibt die tröstliche Botschaft, dass Eltern nicht aufhören, Vorbilder zu sein, auch wenn sie schwach und pflegebedürftig werden, sondern dass die Art der Bewältigung von Alter und Krankheit ein letztes, vielleicht wichtigstes Vorbild ist. Und es bleibt die Hoffnung, dass das Leben eines jeden Menschen sich auf geheimnisvolle Weise vollenden kann. All das in einem sechsminütigen Magazinbeitrag zu erzählen: das ist preiswürdig.