Prof. Dr. Udo Reiter, Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks
Sehr geehrter Herr Landesbischof Dr. Fischer, meine sehr geehrten Damen und Herren,
ich darf Sie alle sehr herzlich hier beim MDR in Leipzig begrüßen. Dem Anlass entsprechend gilt mein besonderer Gruß den Vertretern der Jury und der Trägerkirchen des Robert-Geisendörfer-Preises sowie den Senderbeauftragten der Kirchen, die heute zahlreich bei uns zu Gast sind. Wir sind zusammengekommen, um den renommierten Robert Geisendörfer Preis der Evangelischen Kirche für herausragende Fernsehproduktionen zu verleihen. Zu diesem Ereignis darf ich Frau Dr. Ursula Böning-Geisendörfer besonders herzlich willkommen heißen. Nach Ihrem Vater ist dieser Preis benannt. Auch ein spezieller Preis für Kinderprogramme wird heute vergeben – gestiftet von einem engagierten Ehepaar, Gerda und Wolfgang Mann. Ich darf Sie beide ebenfalls ganz herzlich begrüßen. Mit ihrer Stiftung leisten Sie einen wichtigen Beitrag dafür, dass Kinder von den Medien ernst genommen werden. Als federführende Anstalt für den Kinderkanal von ARD und ZDF stehen wir hier eng an Ihrer Seite. Willkommen heiße ich auch die Mitglieder des Rundfunkrats des MDR. Sie haben ein waches Auge auf die Qualität im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und stehen dem Robert Geisendörfer Preis sozusagen von Amts wegen sehr nahe.
Nach 1995 ist es das zweite Mal, dass der MDR der Gastgeber dieser Preisverleihung sein darf. Ich freue mich, dass auch diesmal wieder zahlreiche Regisseure, Drehbuchautoren, Produzenten und Schauspieler gekommen sind. Es ist die richtige Kulisse, um Hans Janke für seine Verdienste um die Entwicklung des deutschen Fernsehens zu ehren. Ich darf hinzufügen, dass ich mich über diese Ehrung auch ganz persönlich sehr freue. Niemand hat sie so verdient, wie Sie, lieber Herr Janke. Seien Sie uns herzlich willkommen, und ebenso Sie, lieber Herr Geschonneck, der Sie die Laudatio auf Hans Janke halten werden.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Lebensleistung Robert Geisendörfers ist auch über 30 Jahre nach seinem Tod nicht hoch genug zu würdigen. Diesem engagierten bayerischen Pfarrer ist es gelungen, innerhalb der evangelischen Kirchen in Deutschland ein umfassendes Konzept zur Zusammenarbeit mit den Medien durchzusetzen. Er hat die Strukturen aufgebaut, die dazu notwendig sind. Und sie funktionieren bis heute. So das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik. Es wird von allen evangelischen Landeskirchen, den großen Kirchenbünden, den Dachverbänden der Freikirchen und der Diakonie getragen. Lutheraner, Unierte, Reformierte, Methodisten – Robert Geisendörfer hat sie alle in Sachen Medien und Publizistik unter einen Hut gebracht und die Kräfte gebündelt. Ich weiß aus der Zusammenarbeit innerhalb der ARD, was solche Vorhaben an Überzeugungskraft, Diplomatie, Tatkraft, Kaltschnäuzigkeit und Liebe erfordern. Die Mühe hat sich gelohnt. Wesentliche Stimmen der freien kirchlichen Publizistik kommen heute aus dem Gemeinschaftswerk, dessen Gründungsdirektor Robert Geisendörfer war. Wir alle möchten auf den Evangelischen Pressedienst mit epd Film und epd medien nicht mehr verzichten – auch wenn er uns gelegentlich ärgert und wir von einem kirchlichen Mediendienst mehr Nächstenliebe erwarten würden. Aber das ist natürlich kein ernsthafter Einwand, im Gegenteil.
Robert Geisendörfer verstand es, seine Ordination als Pfarrer und seine Wirkung für und in den Medien miteinander zu verbinden. Er wusste, dass die Kirche mitspielen muss in der Medienwelt. Er erkannte, dass vor allem das Fernsehen für viele Menschen zum Lebensbegleiter werden würde und setzte deshalb auf die Funktionsweisen und Gesetzmäßigkeiten dieser Branche. Dabei ging es ihm nicht, wie man einem Pfarrer ja gar nicht verübeln könnte, um die eins-zu-eins Übernahme biblischer Geschichten in das Fernsehprogramm. Aber es muss ja auch nicht das Gegenteil sein, eine Anpassung christlicher Botschaften bis zur Unkenntlichkeit. Die Botschaften unaufdringlich, aber eindringlich zu vermitteln, das ist das Ziel, dafür stand und steht Robert Geisendörfer.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, es ist in der Evangelischen Kirche momentan ja viel von einer Profilierung des Protestantismus die Rede. Ein besonderes Profil hat die Evangelische Kirche in jedem Fall: Sie ist offen, sie stellt sich der Welt, sie zeichnet Filme aus, die sich an die Allgemeinheit richten und nicht allein an die Mitglieder der Kirche. Und sie unterhält eine ungebundene kirchliche Publizistik. Das ist echtes protestantisches Profil, auf das sie stolz sein können. Es ist dem Mitteldeutschen Rundfunk eine Ehre, 20 Jahre nach der friedlichen Revolution und hier im Luther-Land Gastgeber des Medienpreises der Evangelischen Kirche in Deutschland zu sein.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Preisverleihung und danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.