Regisseur Wolfgang Eißler und Autorin Gabriele Kreis. MDR 2010 (Redaktion: Kinder & Soziales); Produktion: Studio.TV.Film
Begründung der Jury
Im Gegensatz zu vielfach verfilmten Märchen wie „Aschenputtel“ oder „Schneewittchen“ ist die Geschichte der namenlosen klugen Bauerntochter kaum bekannt. Aber nicht nur das macht sie so reizvoll: Anders als die meisten weiblichen Märchenfiguren ist dieses Mädchen kein Opfer, sondern eine clevere Strategin. Wäre sie die Antagonistin der Geschichte, man würde feststellen, dass sie ihre Umwelt höchst geschickt zu manipulieren weiß. In der Verkörperung durch Anna Maria Mühe aber ist die junge Frau die Unschuld in Person; sie versteht es einfach, aus widrigen Umständen das Beste zu machen. Als sich ihr Vater ein Stückchen Land wünscht, lässt ihn das Mädchen kurzerhand einen Dachgarten anlegen.
Der König, ein Sterngucker und Fernrohrfreak, nimmt das wahr, wird neugierig, lädt den Vater ins Schloss und schenkt ihm am Ende die kleine Länderei. Geschickt fädelt das Drehbuch von Gabriele Kreis auch die Romanze ein, die allerdings unter einem schlechten Stern steht, denn des Königs fetter Vetter und seine intrigante Gattin wollen sich selbst die Krone aufsetzen.
Der Film funktioniert schon allein wegen der wunderbar stimmigen Besetzung sowie der ausgezeichneten Führung der Darsteller. Sunnyi Melles ist perfekt als nervötende Königinmutter, Rolf Kanies ist ein ganz großartiger Hofmeister, und es bereichert die Geschichte sehr, dass die beiden ihre gegenseitige Zuneigung lediglich andeuten. Dass Maxim Mehmet nicht dem üblichen Klischee von Prince Charming entspricht, ist gleichfalls reizvoll. Herausragend ist jedoch Anna Maria Mühe, die der Bauerntochter mit züchtig-bodenständiger Erotik und Barfußcharme viel Lebensnähe mitgibt. Der Jury gefiel vor allem die zeitgemäße Modernisierung der Geschichte, zumal starke Frauenfiguren in den klassischen Märchen ja eher die Ausnahme sind.