Grußwort von Pfarrer Bernd Merz, Vorsizender der Jury „Kinderprogramm”
Sehr verehrte Damen und Herren, vor allem liebe Preisträger,
das Dutzend ist voll. Zum zwölften Mal vergeben wir innerhalb des Robert Geisendörfer – Preises Auszeichnungen für herausragende Fernsehsendungen in der Kategorie Kinderprogramme. Es geht um Sendungen, die in besonderer Weise das Verantwortungsbewusstsein von Kindern stärken, ihre Kreativität und Fantasie fördern und einen Beitrag leisten zur gegenseitigen Achtung von Menschen, unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft und Religion. So unsere Leitlinien, die Theorie dahinter. Die dazu geübte Praxis sah in den zwölf Jahren so aus: Neun ganz unterschiedliche Frauen und Männer schauen anderthalb Tage intensiv Fernsehprogramme, die gar nicht für sie gemacht sind. Dennoch möchten sie sie aber beurteilen, weil ihnen diese Zielgruppe auch in ihrer christlichen Verantwortung am Herzen liegt. Denn der Kinderpreis wird Robert Geisendörfers bekanntem Motto, evangelische Publizistik bedeute „den Sprachlosen eine Stimme zu geben“, so gerecht wie wenige andere Auszeichnungen. Wenn es eine Gruppe von Sprachlosen in unserem Land gibt, sind es nach wie vor die Kinder. Wahrscheinlich erzähle ich das auch schon seit einem Dutzend Jahren. Natürlich wird viel über Kinder gesprochen, nehmen wir nur die Bildungspolitik, mit der ich zu tun habe: Da wird viel über Kinder geredet, aber eben auch über sie hinweg. Und es wird viel versprochen, aber sehr wenig gehalten, weil das dann etwas kostet.
Beschäftigung mit Kindern und insbesondere Kinderfernsehen muss eine Investition in unsere gemeinsame Zukunft sein und den Kindern dabei helfen, ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten und sich dabei als Teil unserer Gemeinschaft zu verstehen. Diesen Anspruch sehe ich gerade vor einem christlichen Hintergrund als absolut verpflichtend an.
Gutes Kinderprogramm machen heißt für mich auch, Kindern die Möglichkeit zu geben, ihre Erkenntnisse selbst zu gewinnen. Indoktrinieren – und sei es auch noch so gut gemeint – funktioniert bei Kindern nicht und missachtet ihre Stärke. Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle bei all jenen bedanken, die aus Leidenschaft und Engagement und ohne Dollar- und Quotenzeichen in den Augen (oder im Kopf) sowie ohne die „Ich weiß es ja besser“- Augen gutes Kinderfernsehen machen oder fördern. Denn ich bin davon überzeugt, dass es bei diesen Programmen nicht auf Marktanteile ankommt, sondern darauf, dass das Herz der jungen Zuschauer erreicht wird. Danke einmal an alle, die so denken und arbeiten. Danke auch an die, die diesen Kinderfernseh-Preis unterstützen, allen voran Wolfgang und Gerda Mann, die mit ihrer Stiftung „Medien für Kinder“ vor über einem Dutzend Jahren den Anstoß gaben. Die Evangelische Akademie Tutzing fördert diesen Preis seit 2013 und ist uns eine große Hilfe. In diesem Jahr ist darüber hinaus besonders der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern zu danken, die unkompliziert eingesprungen ist, als finanzielle Unterstützung benötigt wurde. Das sollten Sie jetzt hören, denn ohne Menschen und Einrichtungen dahinter, denen Kinderfernsehen etwas wert ist, geht auch das Preisverleihen nicht. Danke auch an das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik, das diese Veranstaltung trägt.
Die evangelische Kirche hat in einer groß angelegten Untersuchung festgestellt, dass ihr die jungen Menschen abhandengekommen sind. Für umso wichtiger halte ich es daher zu betonen, dass beim Kinderfernsehpreis des Robert-Geisendörfer-Preises eine Jury mit christlichem Background und daraus resultierenden Werten und ethischen Vorstellungen versucht hat, das Beste herauszufinden, das das 'Prädikat wertvoll' im Hinblick auf Kinder und junge Menschen verdient.
Und jetzt mache ich das Dutzend voll und komme zur Preisverleihung. Es geht einmal um Flüchtlinge und einmal um Freundschaft. Und bei beiden Preisträgern geht es natürlich um Kinder.