HANNAH LEY (Autorin), REYMOND LEY (Autor/Regisseur), Zweites Deutsches Fernsehen, Hauptredaktion: Geschichte und Wissenschaft/Redaktion Zeitgeschichte. Redaktion: Anja Greulich, Stefan Brauburger
Begründung der Jury:
Als Holocaustüberlebende ist Margot Friedländer eine der letzten Zeitzeuginnen. Menschen, die aus ihren eigenen Erfahrungen von der Menschenverachtung und Vernichtungs-maschinerie der Nationalsozialisten berichten können, wird es bald nicht mehr geben. Margot Friedländer lebt. Und sie spricht, setzt sich ein. Aus Amerika zurückgekehrt nach Berlin, ruft sie zur Menschlichkeit auf, mahnt die Gefahr der Verharmlosung des Antisemitismus an. Raymond und Hannah Leys Dokudrama „Ich bin! Margot Friedländer“ findet für ihr berührendes und erhellendes Porträt mit der dokudramatischen Darstellung der Lebens- und der Zeitgeschichte seiner Protagonistin eine herausragende Form. Interviewpassagen zeigen Margot Friedländer in ihren eigenen, selbstbeglaubigenden Worten. In Sätzen, die schreckliche Zeithistorie persönlich machen, aber gleichermaßen weisend. Überlegt und präzise montierte, glaubwürdig dargestellte Spielszenen zeichnen das Leben der jungen, später älteren Frau überaus anschaulich nach. Dem Film gelingt hervorragend die Darstellung von persönlichem Erleiden, Erleben und Kämpfen sowie der gesellschaftlichen Aufgabe, die jeden jeden Tag angeht. Haltung und Mut. In diesem Film für alle ergänzen, erforschen und bespiegeln Selbstaussagen und Spielfilmfiktion einander, klären die Zuschauenden auf und bringen nicht zuletzt Denken und Fühlen zueinander. Hier wird, in einzigartiger Weise, mit einer ganz einzigartigen Protagonistin, Holocaust als Geschichte und Mahnung, als Vergangenheit und Verantwortung jeder Person zur Sprache gebracht. Aus gegebenem Anlass ist „Ich bin! Margot Friedländer“ der richtige Film zur aktuellen Zeit. Darüber hinaus aber ist dieses Dokudrama ein Film für jede Zeit, selten gelungen und eminent wichtig zugleich.