Pfarrer Bernd Merz, Vorsitzender der Jury „Kinderprogramme“
Liebe Preisträgerinnen und Preisträger des Robert Geisendörfer Preises, sehr geehrter Herr Nellessen, lieber Herr Landesbischof Fischer, sehr geehrte Damen und Herren,
zuerst die gute Nachricht, für die wir evangelischen Christen ja bekannt sind: Die gute Nachricht lautet: Noch nie haben wir in den vergangen 8 Jahren in der Jury „Kinderprogramme“ des Robert Geisendörfer Preises über die Preisträger so intensiv diskutiert wie in diesem Jahr, weil es – und das ist wirklich gut – so viele preiswürdige Programme gab. Als wir nach eineinhalb Tagen pausenlosem Fernsehschauen und Kritisieren unsere Endauswahl vor uns hatten, da war mehr in der Endrunde als sonst. Das ist in der Tat eine gute Nachricht, weil es zeigt, dass gutes Fernsehen für Kinder trotz Quotenjagd und Kostendiskussionen immer noch möglich ist. Kurz: wir haben in diesem Jahr um die beiden Preisträger gerungen, dass es nur so eine Freude war. Auch wenn jedes Jurymitglied seine Favoriten hatte, dieses erneute Betrachten, Diskutieren, Abwägen, Überzeugt sein und Verständnis zeigen für die Meinung des anderen, das war beeindruckend. Wir haben uns am Ende nicht für zwei dezidiert christliche Programme entschieden, die auch noch im Rennen waren, wie die bei jungen Zuschauern so erfolgreiche Serie ChiRho und die uns Verständnis für das MITeinander der großen Religionen lehrende „Schnitzeljagd im Heiligen Land“. Und weitere andere sehr lobenswerte Produktionen konnten wir bei zwei Preisen auch nicht berücksichtigen – das ist der Job einer Jury – und sie lediglich mit unseren Diskussionen ehren.
Dafür danke ich der diesjährigen Jury mit Gerda Mann, Heike Mundzeck, Magret Albers, Tilmann Gangloff und Karl-Heinz Käfer, der ich vorsitzen durfte. Und in diesem Zusammenhang möchte ich außerhalb der Jury Gerda und Wolfgang Mann danken, die mit ihrer Stiftung diesen Preis gemeinsam mit der Evangelischen Kirche möglich machen, jedes Jahr wieder, zum 8. Mal. Euch beiden und Euch allen in der Jury: Dankeschön. Darin möchte ich auch Claudia Cippitelli mit einschließen, die unsere intensiven Fernsehtage auf dem Lerchenberg so perfekt organisiert hat.
Gibt es denn auch noch eine schlechte Nachricht? So wie wir es täglich aus den Medien gewohnt sind? – Eigentlich nicht. Allerdings könnte ich mir als Medienmensch, als Pfarrer und als Vater noch viel mehr qualitativ gutes Fernsehen für Kinder vorstellen. Im kommerziellen wie im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Großes Fernsehen für die Kleinen, starkes Fernsehen für die Schwachen. Wie Kultur-Staatsminister Bernd Neuman beim Goldenen Spatz in diesem Jahr sehe ich die öffentlich-rechtlichen Sender dabei in besonderer Verantwortung. Wegen der Finanzierung durch Gebühren. Minister Neumann bezog es auf die Forderung, mehr Geld in neue Stoffe zu investieren statt Bekanntes nur zu verfilmen, damit die Quote stimmt. Da hat er recht und ist genau auf einer Linie von Robert Geisendörfer über unsere Jury bis zu allen hoch engagierten Kinderfernsehmachern, von denen ich jetzt stellvertretend einige ehre. Stellen Sie sich das mal vor: zweistellige Millionenbeträge extra, nicht für Boxen oder Champions League – sondern für Fernsehen für Kinder. Das wäre eine gute Nachricht. Das hört sich träumerisch an? Nun ja, man kann ja mal so denken, nicht von der Quote her, sondern vom Inhalt und vom Wohle einer Gesellschaft her. Was wir Christen, gerade wir protestantischen, ja aus Überzeugung tun. Aber kommen wir nun zu den Preisträgern des diesjährigen Robert-Geisendörfer-Preises für Kinderprogramme, ich ehre jetzt zwei Beiträge, deren Macher vom Wohle einer Gesellschaft her gedacht und gearbeitet haben. Großes Fernsehen für Kleine.