Jens Schanze (Buch und Regie) und Börres Weiffenbach (Kamera) 3sat/ZDF 2016, Redaktion: Filmredaktion 3sat, Produktion: Mascha Film, München, Koproduktion: Soap Factory, Basel
Jens Schanzes Thema ist die Kohle. Kohle, die hierzulande nicht mehr gefördert wird. In „La buena vida – Das gute Leben“ zeichnet der Regisseur und Autor mit seinem Bildgestalter Börres Weiffenbach den Weg der Kohle in unsere Kraftwerke nach. Es ist ein Weg um die halbe Welt. Der Film zeigt die Konsequenzen der billigen Förderung der Kohle im Norden Kolumbiens am Beispiel einer Dorfumsiedelung.
Er ist ein bildlich überwältigendes Zeugnis und ein bedrückendes Exempel für die von Großkonzernen rücksichtslos betriebene Natur- und Lebensraumzerstörung – und wird wie beiläufig zur Metapher für die zivilisatorischen Verluste des technischen Fortschritts. Ohne Kommentar gelingt ihm eine überzeugende Gewinn- und Verlustrechnung der Globalisierung. Stets beobachtend, nicht moralisierend, geht es dabei auch um die Definitionen des „guten Lebens“ als solche.
Dem indigenen Volk der Wayuu in Kolumbien, dessen Umsiedelung die Filmemacher lange Zeit begleitet haben, geht es um ein autarkes Leben. Fließendes Wasser und saubere Fischgründe, auch die Anordnung der Häuser um einen zentralen Gemeinschaftsplatz sind für sie Voraussetzungen des guten Lebens und der Selbstbestimmung. Die Bedürfnisse der Wayuu, so zeigt „La buena vida“ in kunstvoll komponierten Einstellungen, die das Leben im alten Dorf einfangen, unterscheiden sich diametral von der Fortschrittsgläubigkeit der Kohlekompanie. Doch die Verhandlungen sind ein aussichtsloser Kampf zwischen David und Goliath.
Die gigantische Tagebaumine „El Cerrejón“ frisst das Dorf der Wayuu trotz des Widerstandes des Vorstehers Jairo Fuentes buchstäblich auf. Er reist bis zur Jahreshauptversammlung des verantwortlichen britischen Energiekonzerns nach Europa, um sein Anliegen vorzutragen. Ohne Erfolg. „La buena vida“ ist poetisch wie ein filmischer Essay und spannend wie ein Wirtschaftsthriller.