Autor Izzeldin Abuelaish und Regisseurin Claudia Johanna Leist, WDR 2020, Redaktion: Musik und Radiokunst – Hörspiel. Verantwortliche Redakteurin: Isabel Platthaus
Begründung der Jury
Es beginnt idyllisch: Meeresrauschen, Urlaubsgefühl. Der akkustische Rahmen für eine Geschichte: Ein Mann fragt am Strand ein Mädchen, warum sie die freigelegten Seesterne zurück ins Meer trage. Sie retten zu wollen, sei doch sinnlos, es seien doch viel zu viele. „Wie kann da irgendetwas, was Du tust, einen Unterschied machen?“ Das Mädchen bringt einen weiteren Seestern ins Wasser und antwortet: „Für diesen macht es einen Unterschied.“ Anderthalb Stunden später, wenn uns Izzeldin Abuelaish, palästinensischer Arzt in Gaza, seine Geschichte erzählt hat, haben wir keine Urlaubsgefühle mehr. Aber wir kennen den Unterschied. Izzeldin Abuelaish absolviert unter größten Schwierigkeiten Schule und Studium, mit Bildung kämpft er sich aus dem „größten Gefängnis der Welt“. Auf seinem Lebensweg begleiten ihn Schicksalsschläge – vom Verlust des eigenen Hauses, über den Tod seiner geliebten Ehefrau, bis zum 16. Januar 2009, als drei seiner Töchter in Gaza in einer Bombenexplosion ums Leben kommen. Trotz aller Gewalt, trotz aller Bedrängnis, allen Kummers, trotz allen Unrechts: Izzeldin Abuelaish bleibt seinem Lebenscredo treu. „Ich werde nicht hassen!“ Die autobiographische Geschichte des palästinensischen Arztes, der schließlich nach Kanada emigriert und an der Universität Toronto lehrt, wird zur Vorlage für eine Theaterfassung und unter der Regie von Claudia Johanna Leist zum Hörspiel für die Ohren der Welt. Würde auch ich nicht hassen, fragen sich die Zuhörer:innen. Izzeldin Abuelaish gibt die Antwort schon in der ersten Minute des Hörspiels und dann immer wieder im Laufe seiner eigenen Geschichte. Wir hören seinen Appell an Verständigung, seinen Aufruf für Frieden und Nächstenliebe, seine beeindruckende Absage an Krieg, Gewalt und Hass.
Das Hörspiel „Ich werde nicht hassen“ ist derzeit (Stand: 1.10.2021) hier abrufbar.