Autorinnen und Regisseurinnen Dr. Claudia Klein und Sabine Smit. RBB Kulturradio 2009 (Redaktion: Künstlerisches Wort/Feature )
Begründung der Jury
Kirchenglocken und Gebet, Interviews und öffentliche Reden. Zeugnisse von Angst und Hoffnung. Von Gottvertrauen und Staatsverdrossenheit. In fünf Porträts holen die Autorinnen Claudia Klein und Sabine Smit mit ihrem Hörstück die Protokolle einer friedlichen Revolution zurück in die Erinnerung oder bringen sie Hörern nahe, die diese Zeit nur aus den Geschichtsbüchern kennen.
Die erst kürzlich aufgetauchten Aufnahmen, für den RBB zusammengeschnitten, erinnern an die Atmosphäre in Ostberlin vom 1. bis 9. Oktober 1989. In dieser brisanten Zeit der Herbstrevolution hat sich entschieden, ob es trotz prügelnder Volkspolizisten und Staatssicherheitsbeamten, trotz der Wasserwerfer und Schneepflüge in Olivgrün bei dem Ruf „Keine Gewalt!“ bleibt. Dass den O-Ton-Protokollen der Kommentar oder die Einordnung fehlt, mag zunächst überraschen. Mit jeder Minute aber vertieft sich das Bild von demonstrierenden und betenden Menschen, ohne dass eine Erklärung vermisst wird.
Markante Stimmen wie die des damaligen, gerade aus Sachsen nach Berlin gezogenen Pfarrers Bernd Albani, des besonnenen, aber in seiner Haltung nicht minder klaren evangelischen Bischofs Gottfried Forck oder der damaligen Jugenddiakonin Marianne Birthler sind zu hören. Es wird deutlich, mit wie viel Angst, Mut und Gottvertrauen der Weg zum Mauerfall begleitet war.
Das Hörstück ist von seiner Konzeption über seine Gliederung in fünf Teile bis zur Zusammenstellung der wechselnden O-Töne eine außergewöhnliche Produktion. Unter bewusstem Verzicht auf schnelle Toncollagen und Zitatfetzen vertraut die Redaktion voll auf die Wirkung des einzigartigen Originaltonmaterials. Sie blendet Gesang und Gebet nicht aus, die die friedliche Revolution in der damaligen DDR stets begleiteten und beschützten. Die Auszeichnung gilt einer Sendereihe, die auf die Kraft der Stimmen setzt, die sich von der Gethsemane-Kirche aus weit ins Land und in das Bewusstsein verbreiteten.