Fremde Mutter, fremdes Kind. Zwangsadoptionen in der DDR

Gabriele Stötzer und Wolfgang Bauernfeind. Fremde Mutter, fremdes Kind. Zwangsadoptionen in der DDR. MDR 213, Redaktion: Feature/Künstlerisches Wort, verantwortl. Redakteurin: Kathrin Aehnlich

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Gabriele Stötzer, Wolfgang Bauernfeind

Begründung der Jury

„Alles mündet in dem Wort Zwangsadoption“, heißt es an einer Stelle in diesem emotional berührenden und zugleich faktenreichen Feature „Fremde Mutter, fremdes Kind“. Die Autorin Gabriele Stötzer versteht es, für uns Hörer jenes weite biografische Hinterland zu eröffnen, das vor diesem Ende stand. Frauen erinnern sich an hoffnungsfrohe Lebensentwürfe, Aktennotizen veranschaulichen die Grausamkeit der DDR-Behörden, die individuelle Lebenswege politisch passend machen wollten und zur Verfolgung ihrer unmenschlichen Ziele auch vor Zwangsmitteln nicht zurückschreckten.

Im Zentrum dieses Hörstücks steht Hillary. Im Alter von 19 Jahren wollte sie 1984 ihrem Land den Rücken kehren. Verraten ausgerechnet vom eigenen Vater, kam sie zunächst in Haft. Nach ihrer Entlassung verlor Hillary erst jeglichen Halt, dann ihr Kind an regimekonforme Adoptionseltern. Wie Hunderte anderer Mütter und Väter suchte sie seit 2005 ihren erwachsenen Sohn. Ohne die aktive Mithilfe der Autorin hätte Hillary Felix wohl bis heute nicht gefunden. Bei der ersten vorsichtig tastenden Begegnung sind Stötzer und ihr Mikrofon nun zugegen. Diese Parteilichkeit ist aber nie aufdringlich oder gar übergriffig, sondern spürbar von einer langjährigen Freundschaft und einem gemeinsamen Leidensweg getragen.

Die Regie von Wolfgang Bauernfeind unterstützt mit unaufdringlichen, aber wirkungsvollen Toncollagen die notwendige Distanz des Hörers und den komplexen Bau dieses Features. Das legt vom Einzelfall ausgehend dar, wie umfassend Persönlichkeiten in der DDR durch die fortgesetzte Behördenwillkür zerstört wurden. Die Zwangsadoption steht exemplarisch für diese menschenverachtende Praxis.