ANDRÈ DIETZ (Schauspieler, Mentor), SASCHA GRÖHL (Regie, Produzent), TIM MÄLZER (Fernsehkoch) und TOBIAS WOLFRAM (stellvertretend Küchencrew), VOX Television GmbH, Redaktion: Magazin / Dokusoap / Dokumentation, Produktion: Sascha Gröhl
Begründung der Jury
„Wir wollen arbeiten.“ So sagt es eine der Teilnehmerinnen. „Wir sind keine Aliens“, auch das ist ihr wichtig. Dreizehn Menschen mit Behinderung, ein prominenter Koch, ein Schauspieler als eine Art Mediator und ein Restaurantexperiment. Drei Monate lang sollen Menschen, die sonst in Behindertenwerkstätten beschäftigt werden, lernen, möglichst selbstständig in den Bereichen Service und Küche zu arbeiten. Unterstützung unterhalten sie vom Hofgut Himmelreich, einem Ausbildungsbetrieb, der Inklusion seit zwei Jahrzehnten praktiziert, und von Tim Mälzer, Koch und Entertainer, sowie André Dietz, Schauspieler, der selbst eine Tochter mit Angelman-Syndrom hat. Was zwar ergebnisoffen, aber nach den Regeln des „Factual Entertainment“-Fernsehens beginnt, bekommt im Lauf der Folgen auch durch die sensible Regie von Sascha Gröhl einen außergewöhnlichen Dreh. Gezeigt wird, wie alle, auch das Produktionsteam, entweder miteinander lernen oder miteinander scheitern. Gezeigt wird, wozu die Auszubildenden mit der notwendigen Unterstützung fähig sind – und wo Grenzen auftauchen. Wo Erwartungen unrealistisch sind, wo insbesondere Mälzer und Dietz sich anpassen und lernen, wie wichtig Beziehungspflege und Mutmachen sind. „Zum Schwarzwälder Hirsch“ ist keine der Erfolgsgeschichten, die das Unterhaltungsfernsehen erwartbar machen, sondern ein spannender Prozess des Sich-Einlassens. Hier wird genau hingeschaut, ungefiltert und herzlich. Die Teilnehmenden werden nicht als Repräsentanten ihrer Behinderung vorgestellt, sondern als Individuen. Stolz, Würde, Respekt, Vertrauen – all das spielt Hauptrollen in diesem Format, das die Schwierigkeiten und die Möglichkeit des Experimentabbruchs glaubwürdig miterzählt. Einfühlsam und kritisch werden die Borniertheiten des „Ersten Arbeitsmarkts“ mit behandelt, wo Menschen mit Downsyndrom pauschal als „nicht ausbildungsfähig“ gelten. Vor allem aber berühren uns die Menschen, die hier porträtiert werden, in ihrem Wunsch nach Selbstständigkeit, ihren persönlichen Herausforderungen und ganz einfach in ihrem Da- und Sosein. Dieses Fernsehen ist im besten Sinn Geburtshelfer der Sichtbarkeit von Menschen, die mit Unterstützung dem ersten Arbeitsmarkt Wesentliches zu geben und daneben auch eine Behinderung haben. Dazu kommt eine Offenlegung der Format-Produktionsbedingungen, die durch ihre Selbstreflexion positiv überrascht. Besser geht inklusives Unterhaltungsfernsehen, nein, Unterhaltungsfernsehen nicht.