Daniela Raskito und Sven Hille (Buch und Regie). NDR 2015, Redaktion: Sendeleitung und Trailerredaktion
Begründung der Jury
Es sind drei Nahaufnahmen der besonderen Art, die uns mit großer Intensität und Tiefe in ein Gespräch zu verwickeln scheinen: Alidu aus Liberia, Petar aus Mazedonien sowie das Ehepaar Bassam und Aeda aus Syrien erzählen von ihrem Leben – vor ihrer Flucht, von ihrer Flucht, davon, was sie erlebt und erlitten haben, von dem, was sie vermissen, was sie erhoffen, was sie erwünschen und erträumen. Wir kommen Alidu, Petar, Bassam und Aeda nahe, denn Daniela Raskito und Sven Hille verzichten radikal und konsequent auf jede inszenatorische Ablenkung.
Wir sehen nur die Erzählenden, schauen in ihre Gesichter, nehmen ihre Gefühle wahr, sehen ihre Trauer und ihre Hoffnungen. Wir hören zu und können etwas besser verstehen, was Krieg und Gewalt, Zerstörung und Hoffnungslosigkeit, Angst und auch der Mut der Verzweiflung bedeuten. Und wir begreifen, wie wichtig und kostbar Freiheit und Sicherheit für uns alle sind, wie sehr das politische Gefüge um uns herum unser Leben prägt.
Die Filmemacher stellen mit ihrer konsequenten filmischen Reduktion die porträtierten Flüchtlinge jeweils in den Mittelpunkt. Sie zeigen uns damit nicht nur vier starke Persönlichkeiten, sondern Individuen mit unveräußerlichen Rechten. Damit gelingt ein großartiges Lehrstück in Sachen Flüchtlingspolitik, eine energische Mahnung, dass Menschenrechte nicht verhandelbar sind und die Würde jedes einzelnen Menschen unantastbar ist. Mit ihrer scheinbaren Absage an die Mittel des Fernsehens schaffen Daniela Raskito und Sven Hille eben jene Nahaufnahmen, die uns ein Bild vom großen Ganzen ermöglichen und damit die Möglichkeiten des Mediums aufs Beste nutzen.