AXEL RANISCH (Regisseur/Autor) und PAUL ZACHER (Autor) Norddeutscher Rundfunk Redaktion: Kultur | Kunst und Kulturjournalismus | Hörspiel, verantwortlicher Redakteur: Michael Becker
Begründung der Jury
Eins vorweg: Hartwichsen spricht sich mit weichem ch! Und nicht etwa Hartwixen. Anton Hartwichsen hats nicht leicht im Leben. Etwas dicklich, wenig sportlich und dann auch noch ein solcher Nachname. Wie gut, dass er mit Pepe einen echten Freund gefunden hat. Als Kind und – später – als Liebes- und Lebenspartner.
Der Lebensweg von Anton und Pepe – ein glatter Durchmarsch zum queeren Happy End? Keineswegs, eher ein Hindernislauf mit denkbaren und überraschenden Tücken des Alltags. Also ein langweiliges Hörspiel über eine stinknormale Liebesgeschichte, nur eben nicht hetero, sondern gleichgeschlechtlich? Ganz sicher nicht. Den Autoren Axel Ranisch und Paul Zacher gelingt mit der Liebes- und Leidensgeschichte von Anton und Pepe eine leichte, lockere und spannende Wanderung durch den ganz normalen queeren Alltag. Wir wandern gerne mit und erinnern uns beim Rückblick auf die ersten Radioversuche mit Kassettenaufnahmen von Anton und Pepe und ihre „TOP 10 der dämlichsten Mitschüler auf der bekacktesten Klassenfahrt aller Zeiten“ an die eigene Schülerzeit zurück. Wir erleben Wohnungssuche, schwierige Elternbeziehungen, Liebesschwüre und Bindungsängste, fühlen uns in den eigenen Alltag versetzt und wundern uns, warum uns beim Hören nicht langweilig wird. Weil die Komposition des Hörspiels stimmt, die Dramaturgie sitzt, die Pointen überraschen und wir so viele Aha-Momente haben, dass wir ganz nebenbei viel über den normalen Alltag einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft, über nach wie vor bestehende Vorurteile, über Höhen und Tiefen des Familienlebens in Deutschland lernen können. Am Ende steht die gar nicht kitschige Erkenntnis, dass nicht nur die Liebe, sondern auch die Nächstenliebe das entscheidende, verbindende Band gelingender Beziehungen zwischen uns Menschen ist. Wie gut, es vom queeren Paar Anton und Pepe mal wieder gehört zu haben.